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Der 2. Advent – nun wird es sicherlich Zeit langsam in Weihnachtsstimmung zu kommen und somit auch dieser mitunter sehr hektischen Vorbereitungszeit etwas Wohliges und Wunderbares zu entlocken.

Wie schafft Ihr es in Weihnachtsstimmung zu kommen? Die meisten unter uns entwickeln sicherlich durch eine liebevolle und stimmungsvolle Dekoration der eigenen vier Wände vorweihnachtliche Gefühle.

Macht es Euch kuschelig zu Hause – frische Waffeln gehören zur Weihnachtszeit…

Mit dem Entzünden der ersten Adventskerze wird diese Zeit eingeläutet und oft beschleicht einen dann von Woche zu Woche der Eindruck, dass die Zeit rennt und die Vorbereitungen nicht enden wollen. Hier und da denkt man da sicher…früher war alles besser, ruhiger und besinnlicher. Zumindest in meiner Erinnerung war es das auch. Aber vielleicht hat es auch damit zu tun, das man sich zumeist an Weihnachtsfeste erinnert, wo man selbst noch Kind war. 

Solch einen tollen Blätterteigbaum kann man leicht selbst backen…

Schließt für einen Augenblick die Augen und versucht Euch an diese „alten“ Feste zu erinnern: Riecht Ihr nicht förmlich den Duft von frisch gebackenen Plätzchen, der durchs Haus zieht. Frisches Tannengrün mischt sich mit in unsere Erinnerung und wir sehen uns als Kinder durch die verschlossene Wohnzimmertür spinxen.

Eindrücke vom Weihnachtsmarkt am Münchner Flughafen….

Bei uns gab es früher noch das „gute Wohnzimmer“, welches vor Weihnachten immer verschlossen wurde. Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu schauen, um in Erfahrung zu bringen, ob das Christkind denn wirklich die Geschenke vorbei bringt. Manchmal war es ganz hell im Wohnzimmer und es kamen Geräusche dorther. In Gedanken bin ich dann meinen Wunschzettel durchgegangen. 3 Wünsche standen dort immer drauf. Ob das Christkind denn auch meine Schrift lesen kann? Ich habe mich so bemüht ordentlich zu schreiben. Nicht, dass es versehentlich etwas nicht lesen kann. Einen roten Puppenwagen hatte ich mir gewünscht. So einen mit Chromrädern – das wäre wirklich toll. Ausserdem ein Bügeleisen und ein Bügelbrett, damit ich endlich auch meine Puppenkleidung ordentlich bügeln kann. Es war so schwer sich auf diese 3 Wünsche zu beschränken. Aber vielleicht hatte das Christkind ja noch den Zettel vom letzten Jahr…..oder aber ein gutes Gedächtnis und wusste noch, dass die neue Puppe leider nicht in Erfüllung ging. Die letzten Wochen vor Weihnachten war ich immer besonders lieb – zumindest versuchte ich es. Ich fragte immer nach, ob ich beim Geschirr spülen oder abtrocknen helfen kann. Aber meine Mama sagte immer nein, nein, ist schon gut….ob es wohl daran lag, dass ich nicht besonders motiviert gefragt habe. Na ja, egal….ich hatte zumindest meinen Willen gezeigt.Abends waren die Geräusche im „guten Wohnzimmer“ immer besonders intensiv. Ich lag im Bett und versuchte mich hierauf zu konzentrieren. Manchmal saß ich mit hochrotem Kopf im Bett und versuchte heraus zu hören, was denn dort passierte. Die Zeit schlich….3. Advent…..4.Advent…furchtbar…wann war denn endlich Heiligabend?! Und dann diese ganzen Gerüchte, dass es gar kein Christkind gibt. Unsinn – mit aller Kraft wollte ich hieran glauben. Am Nachmittag des Heiligabend gingen wir immer in die Kirche. Das war schön. Es war eine ganz festliche Stimmung. Alle waren schick gekleidet. Meine Mama hatte mir ein neues Kleid gestrickt….Das schönste Lied war dann immer „Stille Nacht“ – denn danach war die Messe vorbei und es ging im Schweinsgalopp wieder nach Hause….endlich, endlich. Die Aufregung war riesengroß. Hoffentlich hatte das Christkind nicht vergessen den Tannenbaum zu schmücken…könnte ja alles mal in der Hektik passieren. Überhaupt – wie machte das Christkind das überhaupt, dass alles immer am 24.12. fertig war. Toll! Aber – Oh Schreck – man musste ja zu Hause immer noch auf das Glöckchen warten. Ohne den Klang des Glöckchens gab es keine Bescherung…..und da endlich – das Glöckchen bimmelte. Aber jetzt war die Aufregung kaum mehr auszuhalten und zugleich auch die Angst, dass die Wünsche vielleicht nicht in Erfüllung gehen. Ich stand mit zitternden Beinen vor der Tür und meine Mama drückte die Türklinke herunter und ganz langsam öffnete sich die Wohnzimmertür….es war schummerig und zugleich hell erleuchtet, weil der Tannenbaum wunderschön funkelte und sich das Licht im Lametta tausendfach spiegelte. Ganz langsam gingen wir hinein, meine Eltern mussten mich fast schieben. Meine Augen rollten durch den ganzen Raum und es lag ein Paket unter dem Tannenbaum. EIN PAKET???? Ich schluckte….dort konnte unmöglich der Puppenwagen drin sein und auch kein Bügelbrett. Vielleicht hatte es ja wenigstens für ein kleines Bügeleisen gereicht….tausend Gedanken schossen in meinen Kopf. War ich doch nicht lieb genug gewesen? Ich überlegte, ob ich mich mit jemanden gestritten hatte…es war schrecklich. Meine Eltern schoben mich weiter, denn ich stand immer noch an der offenen Tür. Und dann schloß mein Vater die Tür und gab den Blick frei auf etwas Großes….da stand er – rot, samtig und mit blitzenden Chromrädern – ein, nein MEIN Puppenwagen. Ich schnappte nach Luft und dicke Tränen kullerten vor Freude über meine Wangen. Ich berührte den Wagen und ich wagte einen Blick in das Innere…dort lag meine Puppe mit einem NEUEN Puppenkleid und es sah genauso aus, wie das was meine Mama mir gestrickt hatte. Ich war überwältigt. So schön…ich wusste garnicht, was ich sagen sollte. Ich war tief beeindruckt. Also wenn mir nochmals jemand erzählen wollte, dass es kein Christkind gibt….paaaah, meine Mama hatte ihm sogar das Strick-Muster für das Kleid gegeben.

Erinnerungen an ein schönes Weihnachtsfest

An dieses Weihnachten, ich war damals 9 Jahre alt,  erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre, denn es war das erste Weihnachten, wo ich mit meinen Eltern alleine gefeiert habe…meine Geschwister waren nicht mehr zu Hause. Ich erinnere mich auch an meine kindliche Naivität und ein Stück davon habe ich mir Gott-sei-Dank bis heute bewahren können, denn eigentlich ist es ja das, was Weihnachten so einzigartig als Fest macht. Der Glaube an etwas, was uns alle einander näher bringt und uns verbindet. Dafür lohnt es sich in dieser Zeit ein wenig aufeinander zu achten und gemeinsam zu geniessen.

Schenkt euch Zeit….in diesem Sinne, wünsche ich Euch allen einen schönen 2. Advent. Ach ja, das einzelne Paket war übrigens nicht für mich, sondern das Geschenk meines Vaters für meine Mutter….ein neues Bügeleisen…

Eure Gesa Wesemeyer